In der modernen Medienwelt stehen Marken vor einer zentralen Herausforderung: Wie lässt sich der Spagat zwischen authentischer Kommunikation und künstlicher Perfektion meistern? Konsument:innen bewegen sich zwischen dem Wunsch nach echten, ungeschönten Einblicken und der Faszination für technologisch optimierte, makellose Darstellungen. Willkommen im Widerspruch von Authentic vs. Artificial – einem der prägenden Spannungsfelder der „Era of Contradictions“.
Die Faszination des Künstlichen: Warum "Artificial" funktioniert
Künstlich erschaffene Inhalte, seien es retuschierte Kampagnenbilder, KI-generierte Werbeclips oder computergenerierte Influencer, können ähnlich hohe Aufmerksamkeit wie „echte“ Inhalte erzielen. Dabei bieten automatisierte Inhalte häufig (zumindest auf den ersten Blick) große Vorteile – sie sparen Kosten für aufwendige Produktionen, Reisen und Set-Aufbauten und ermöglichen eine schnelle Anpassung an Markttrends.
- 92% der Social Media Teams nutzen KI-Tools zur Text- und Bildgenerierung.
- Marketing & Vertrieb ist mit einer Nutzung von 35% der häufigste Einsatzbereich für generative KI in Unternehmen.
- Text- (47%) sowie Bilderstellung (31%) sind unter den häufigsten Anwendungen von generativer KI unter Mitarbeiter:innen
Künstliche Intelligenz erlaubt es Marken, hyperrealistische Inhalte zu generieren, die perfekt inszeniert sind. Doch genau darin liegt die Herausforderung: Je makelloser eine Darstellung, desto größer wird die Skepsis der Konsument:innen & so günstig wie gedacht ist die perfekte Inszenierung mittels künstlicher Intelligenz häufig gar nicht.
Der Gegentrend: Die Sehnsucht nach Authentizität
Parallel zum steigenden Einsatz von künstlicher Intelligenz wächst die Nachfrage nach authentischen, echten Inhalten. Konsument:innen wollen hinter die Kulissen blicken, ehrliche Markenbotschaften sehen und sich mit realen Menschen identifizieren können.
- 80% der Social Media Teams bestätigen, dass authentische Inhalte erfolgsentscheidend sind.
- 86% der Konsument:innen halten Authentizität für einen wichtigen Faktor bei der Auswahl von Marken.
- 60% bevorzugen authentischen Content gegenüber perfekten/polierten Inhalten.
- Der Hashtag #nofilter hat auf TikTok über 6 Millionen Erwähnungen – ein Zeichen für den Wunsch nach Echtheit.
Besonders Gen Z und Millennials legen Wert auf ehrliche Kommunikation und fordern von Marken echte Geschichten statt künstlicher Perfektion.
Die Gratwanderung für Marken: Wie gelingt die Balance?
Für Marken stellt sich die Frage: Muss es entweder oder sein? Die Antwort liegt in einer klugen Kombination beider Ansätze. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf einen hybriden Stil, der Hochglanz und Authentizität geschickt vereint.
- Nike: Nutzt weiterhin aufwendig produzierte Werbefilme, kombiniert sie jedoch mit echten Stories aus der Community und ungefilterten Behind-the-Scenes-Einblicken.
- Dove: Die „Real Beauty“-Kampagne setzt auf unretuschierte Fotos und echte Geschichten – mit nachweislich hoher Glaubwürdigkeit.
- TikTok als Bühne für Authentizität: Marken, die auf TikTok performen, setzen zunehmend auf spontane, echte Inhalte statt auf Perfektionismus.
Die Herausforderung für Marken besteht darin, einen Mittelweg zwischen Künstlichkeit und Authentizität zu finden, der zur eigenen Brand-Identity passt.
Fazit: Die Zukunft ist hybrid
Die Spannung zwischen Authentic vs. Artificial wird sich in den kommenden Jahren weiter zuspitzen. Während technologische Fortschritte neue kreative Möglichkeiten bieten, bleibt Authentizität ein entscheidender Vertrauensfaktor.
Marken, die es schaffen, makellose Bilder mit echten Geschichten zu ergänzen, bauen die stärkste emotionale Bindung zu ihren Konsument:innen auf. Denn in einer Welt voller Inszenierung bleibt das Echte oft das Einzigartige.
Im nächsten Beitrag der Blogserie beschäftigen wir uns mit Mistrust vs. Technologieglaube – einem weiteren entscheidenden Widerspruch unserer digitalen Gesellschaft.