In einer Welt, die zunehmend komplexer wird, sind Gegensätze nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Konsument:innen sind ständig gefordert, zwischen Extremen zu navigieren – von der Angst, etwas zu verpassen (FOMO), bis hin zur bewussten Freude über verpasste Gelegenheiten (JOMO), und von der ständigen Ablenkung hin zu einer gezielten Reduktion. Diese Gegensätze spiegeln die größeren Widersprüche wider, die unsere Gesellschaft, unseren Konsum und die Medienlandschaft prägen. Willkommen in der „Era of Contradictions“.
Die „Era of Contradictions“
Die zunehmende Digitalisierung, der Informationsüberfluss und der Wunsch nach Authentizität schaffen eine widersprüchliche Dynamik, die nicht nur Konsument:innen, sondern auch Marken vor Herausforderungen stellt. Täglich erreichen uns 3.000 bis 5.000 Werbebotschaften – eine Zahl, die zeigt, wie schwer es ist, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Gleichzeitig zeigt Video on Demand Tracking, dass 60 % der Konsument:innen sich von der Angebotsflut am Bewegtbildmarkt überwältigt fühlen.
Wie können Marken in dieser Welt erfolgreich sein? Indem sie die Gegensätze nicht als Problem, sondern als Chance begreifen. Zwei dieser zentralen Gegensätze sind FOMO vs. JOMO und Distraktion vs. Reduktion.
FOMO (Fear of Missing Out) vs. JOMO (Joy of Missing Out)
FOMO beschreibt die Angst, etwas zu verpassen. Die ständige Verfügbarkeit von Social Media, Echtzeit-Benachrichtigungen und Livestreams sorgt dafür, dass Menschen das Gefühl haben, jederzeit auf dem Laufenden sein zu müssen. Laut einer aktuellen Studie nutzen 68% der Österreicher:innen ihr Smartphone, während sie fernsehen– Multitasking wird zur Norm.
Doch gleichzeitig entwickelt sich ein Gegentrend: JOMO – die Freude daran, bewusst auf etwas zu verzichten. Menschen suchen immer mehr nach Wegen, sich aus der ständigen Erreichbarkeit zu befreien und bewusste Auszeiten zu schaffen. 37 % der Gen Z und Millennials gaben an, ihre Social-Media-Nutzung im letzten Jahr reduziert zu haben, um mehr Zeit offline zu verbringen.
Implikationen für Marken
Marken können von diesem Spannungsfeld profitieren, indem sie entweder auf die FOMO-Gefühle der Konsument:innen abzielen oder JOMO-Erlebnisse fördern:
- FOMO aktivieren: Zeitlich limitierte Angebote oder exklusive Inhalte können das Gefühl erzeugen, etwas nicht verpassen zu wollen.
- JOMO unterstützen: Angebote wie „Digital Detox“-Erlebnisse oder Produkte, die Ruhe und Entspannung fördern, sprechen gezielt jene an, die bewusste Rückzüge suchen.
Distraktion vs. Reduktion
Die moderne Medienlandschaft ist ein Überangebot an Möglichkeiten: Netflix, TikTok, Spotify – nie zuvor gab es so viele Optionen, Zeit zu verbringen. Doch die ständige Verfügbarkeit von Inhalten führt nicht nur zu Konsum, sondern auch zu Überforderung. 52 % der Konsument:innen wünschen sich inzwischen eine zentrale Plattform, die alle Inhalte bündelt.
Im Gegenzug gewinnt der Wunsch nach Reduktion an Bedeutung. Minimalismus und Achtsamkeit sind keine Nischenbewegungen mehr, sondern werden zunehmend Mainstream. Ein Beispiel dafür ist der Erfolg von „Digital Detox“-Hotels, die komplett auf WLAN und Fernseher verzichten und Gästen die Möglichkeit bieten, sich von der digitalen Welt zu trennen. Das Eremito Hotel in Italien ist eines dser bekanntesten Beispiele für diesen Trend.
Implikationen für Marken
- Distraktion nutzen: Second-Screen-Aktivitäten wie Shoppable Content können gezielt auf Multitasking-Konsument:innen abzielen. 51 % der Konsument:innen finden die Möglichkeit attraktiv, direkt aus Filmen oder Serien zu kaufen.
- Reduktion fördern: Produkte und Dienstleistungen, die Einfachheit und Achtsamkeit unterstützen, bieten einen Gegenpol zur Überforderung.
Fazit
Die Battle of Contradictions zeigt, wie tiefgreifend Widersprüche unsere Gesellschaft und unser Konsumverhalten beeinflussen. Marken müssen diese Gegensätze verstehen und gezielt ansprechen, um relevant zu bleiben. Ob es darum geht, die FOMO-Gefühle der Konsument:innen zu wecken oder ihnen durch JOMO und Reduktion eine Auszeit zu schenken – die Möglichkeiten sind vielfältig.
Die Frage ist nicht, ob Marken sich diesen Widersprüchen stellen sollten, sondern wie sie sie für sich nutzen können. Im nächsten Beitrag werfen wir einen Blick auf Glossy vs. Real – die Balance zwischen Perfektion und Authentizität.