Als ich vor zwei Jahren in dem überklimatisierten Palais auf die Präsentation der preisgekrönten Arbeiten wartete, bereitete ich mich auf etwas vor, das ich „Ping Pong" nenne. Das ist in unserem Fach ein gängiger Begriff.

 

„Ping Pong" ist das ständige Auf und Ab, das Hin und Her der Gefühle. Ehe man bei einem Film aufhören kann zu weinen (ping), kichert man schon beim nächsten (pong). Dieses Gefühl bekommt man nur, wenn man die besten Filme der Welt hintereinander sieht.

 

Ich wartete und wartete. Ich spürte ein Ping, aber es kam kein... Pong.

 

Es ist vielleicht wenig überraschend, dass die Reaktion der Branche auf einige dunkle und deprimierende Kapitel unserer Weltgeschichte Arbeiten hervorbrachte, die... nun, dunkel und deprimierend waren. Atemberaubend und tiefgründig, aber ohne gleichzeitig andere menschliche Emotionen darzustellen, wie ich es von den grossen Festivalbühnen gewohnt war.

 

Man sagt, die Kunst sei ein Spiegelbild des Lebens, und das stimmt wahrscheinlich. Oder die Jurys haben gezögert, in einem Jahr, das von tiefem Leid geprägt war, die Freude zu feiern. Niemand will als unsensibel gelten.

 

Auf der anderen Seite sehe ich unsere Arbeit aus Werbeperspektive. Auf einer sehr grundlegenden Ebene müssen wir die Wahrheiten der menschlichen Erfahrung widerspiegeln. Freude – auch Humor – ist ein wichtiger Teil dieser Erfahrung. Vielleicht ist er sogar einer der motivierendsten und überzeugendsten Aspekte – etwas, das wir bei unserer Aufgabe, Marken und Unternehmen aufzubauen, nicht vergessen sollten.

 

Es ist an der Zeit, den Humor wieder voll und ganz in die Arbeit zu integrieren, zusammen mit dem Tragischen, dem Verrückten und dem Inspirierenden. Humor in seiner besten Form (was für eine Million Menschen eine Million Dinge bedeutet, das ist das Schöne daran) ist nicht unsensibel. Er ist keine Ausflucht. Er ist definitiv nicht einfach – besonders in schwierigen globalen Zeiten. Es ist ein Teil unserer Erfahrung, den wir brauchen, um Tiefe, Nuancen und Wertschätzung für all die Emotionen zu schaffen, die wir aus unserem abgehärteten, müden Publikum herausholen wollen.

 

Es gibt kein besseres amerikanisches Beispiel als die Eröffnungsshow von Saturday Night Live am 29. September 2001, die erste nach den Terroranschlägen vom 11. September. In dieser Eröffnungssendung traten Polizeibeamte aus New York City, Feuerwehrleute, der damalige Bürgermeister Rudy Giuliani und der ausführende Produzent von SNL, Lorne Michaels, auf. Michaels fragte Giuliani: „Können wir lustig sein?“ Giuliani antwortete: „Warum jetzt damit anfangen?“ Und die Amerikaner atmeten auf.

 

Das war mutig – wie die besten Arbeiten, die wir auszeichnen. Es gibt viele Wege, auf kreative Weise mutig zu sein, und Humor ist einer davon. Es ist an der Zeit, dass wir unser Bedürfnis zu lachen auch in den dunkelsten Zeiten anerkennen und dass der Humor Teil der Kreativbranche ist. Damit es eines Tages nicht mehr mutig ist, sondern einfach ist.

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