Workation – what?
Schöner arbeiten am Urlaubsort: Warum die Verbindung von Job und Urlaub zum Trend wird und wie sich Arbeitgeber*innen das zu Nutze machen können.
In der Arbeitswelt macht sich Erschöpfung breit. Auch diejenigen, die digital arbeiten, sind und waren in der Corona-Zeit zusätzlichen Belastungen ausgesetzt: Kurzarbeit, Isolation im Homeoffice, Homeschooling, Covid-Erkrankungen, Existenz- und Zukunftsängste sind nur einige der Gründe, warum sich viele Menschen nach zwei Jahren Pandemie ausgebrannt fühlen. Entsprechend gross ist die Sehnsucht nach Auszeiten und der Wunsch, aus dem Alltag auszubrechen. Wie können aber Unternehmen darauf reagieren und in Zeiten des akuten Fachkräftemangels aus der Not eine Tugend machen?
Eine mögliche Antwort: Workation – die Verbindung von «work» und «vacation». Das heisst: Die berufliche Tätigkeit muss nicht immer ans Homeoffice oder Büro gebunden sein, sondern kann auch mobil von einem Urlaubsort erfolgen. Was in den Ohren mancher Vorgesetzter als Einladung zum Müssiggang klingt, könnte die Zukunft der digitalen Arbeitswelt sein. Denn warum sollte jemand, der zu Hause arbeiten kann, es nicht genauso gut auch woanders tun können? Schliesslich haben die letzten zwei Jahre gezeigt, dass Remote Work und Produktivität kein Widerspruch sind. Und der Trend bietet nicht nur Vorteile für Beschäftigte, sondern birgt auch aus Arbeitgebersicht Chancen.
Fünf Bereiche, in denen Unternehmen von Workation und Coworkation, wobei ganze Teams in einer Urlaubsumgebung arbeiten, profitieren können:
1. Gesundheit Mitarbeitende
Gestresste und erschöpfte Mitarbeiter*innen leisten nicht nur weniger, sie fallen auch öfter und länger aus. Mit Workation beziehungsweise Coworkation können Unternehmen aktiv zum Wohlbefinden ihrer Angestellten beitragen und für Erholungsmöglichkeiten neben dem Job sorgen. Eine neue Umgebung, am besten noch mit Nähe zur Natur, füllt die Energiespeicher wieder auf und wirkt sich positiv auf Stimmung und Konzentration aus. Ausserdem lädt sie zur Erkundung ein, sprich zur Bewegung an der frischen Luft.
2. Neue Impulse
Kreative wissen es schon lange: Ein Ortswechsel sorgt für Inspiration und neue Ideen. Man bekommt den Kopf frei und gewinnt neue Perspektiven. Nicht nur für Einzelpersonen von Vorteil, sondern auch ideal für Teams, die komplexe Lösungsansätze entwickeln sollen. Coworkation-Spaces sind Orte der Vernetzung und des Austausches. Man trifft dort nicht selten auf Coworkationists aus anderen Unternehmen und Branchen – ideal für neue Impulse.
3. Unternehmenskultur
Der persönliche Austausch spielt auch unternehmensintern eine Rolle. Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass die rein digitale Kommunikation wenig Raum für das echte Miteinander bietet. Für eine gesunde Unternehmenskultur ist es wichtig, dass Mitarbeitende auch mal persönlich zusammenkommen, gemeinsam Dinge erleben und sich in entspannter Atmosphäre begegnen. Das stärkt das Wir-Gefühl und die Bindung zum Unternehmen. Wer seinen Mitarbeitenden oder einzelnen Teams Coworkations ermöglicht, fördert also nachhaltig das Team-Building und die gemeinsame Identität. Davon profitiert auch die Arbeitsmoral.
4. Employer Branding
Apropos Mitarbeiter*innenbindung: In Zeiten des Fachkräftemangels konzentrieren sich viele Unternehmen darauf, neue Recruiting-Strategien zu entwickeln und verlieren dabei oft die Bedürfnisse der bereits Angestellten aus dem Blick. Dadurch laufen sie aber Gefahr, wertvolle Fachkräfte an die Konkurrenz zu verlieren. Mit Workation und Coworkation als fester Bestandteil von New Work können sich Unternehmen als Arbeitgeber*innen positionieren, die sich um das Wohl der eigenen Leute kümmern und eine moderne Unternehmenskultur pflegen.
5. Recruiting
Ein positives Arbeitgeber*innen-Image hilft auch im Recruiting. Gerade der junge und reiseaffine Nachwuchs legt Wert auf Flexibilität und Work-Life-Balance. Ein Job, der die Möglichkeit bietet, an schöne Orte zu reisen und dort für eine Weile zu arbeiten, entspricht eher den Vorstellungen der neuen Generation als starre Präsenzregelungen.
Vertrauen lohnt sich!
Gerade in digitalen Berufen, wo die Präsenz am Arbeitsplatz nicht immer zwingend notwendig ist, spricht also Vieles dafür, als Arbeitgeber offen für (Co-)Workation als neue Form des Arbeitens zu sein. Dazu braucht es aber vor allem eins: Vertrauen! Vertrauen den eigenen Mitarbeitenden gegenüber. Alles andere ist eine Frage der richtigen Organisation.
Saint Elmo’s hat die Möglichkeit zur (Co-)Workation inzwischen fest im New-Work-Modell der Agentur verankert. Neben Homeoffice kann jeder, der möchte, bis zu acht Wochen pro Jahr von einem Ort seiner Wahl aus arbeiten, auch aus dem Ausland. Unsere Erfahrung: Der Arbeit tut es keinen Abbruch und Kolleg*innen, die die Möglichkeit genutzt haben, sind begeistert – Vertrauen lohnt sich!
Wie hoch die Bereitschaft für Coworkation in Unternehmen allgemein ist, hat Saint Elmo’s Tourismusmarketing kürzlich im DACH-Raum untersucht. Die Coworkation-Studie, die zusammen mit dem Europäischen Tourismus Institut ETI im Auftrag von CoworkationALPS Ende 2021 durchgeführt wurde, zeigt, dass etwa 60 Prozent der Beschäftigten eine Coworkation in Anspruch nehmen würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Unter den befragten Arbeitgebern sind ganze zwei Drittel grundsätzlich auch dazu bereit. Von denjenigen, die bereits Erfahrungen mit dem Konzept gemacht haben, werten die meisten diese als positiv, negative Erfahrungen traten praktisch nicht auf. Gegenstand der Studie sind darüber hinaus die Grundvoraussetzungen für Coworkation sowie die Anforderungen an Coworkation-Orte aus Unternehmens- und Arbeitnehmer*innensicht.
Autorin: Verena Feyock, Managing Director at Saint Elmo’s Tourismusmarketing
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